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fernöstliche gartenphilosophie

Ich möchte mit meinen Arbeiten Bezug nehmen auf die Philosophie diese fernöstlich inspirierte Gartengestaltung. Solchen Gartenteilen einen Platz geben in unserer von Materialismus und Hektik geprägten Zeit, ohne aber unsere Werte auszugrenzen. Einen Weg finden um Ruhe und Geduld einkehren zu lassen. Als Einführung ein wenig Geschichte.

Uhrsprung fernöstlicher Gartengestaltungen

Eine uralte Sage aus vorchristlicher Zeit berichtet von 5 heiligen Inseln die vor der Küste der Provinz Shantung lagen. Ihre Berggipfel ragten hoch in den Nebel über dem Meer, ihre Täler waren ein Paradies in dem duftende Blumen wuchsen, schneeweisse Vögel durch die Luft flogen und die Menschen Perlen der Unsterblichkeit von den Bäumen assen. Diese Inselbewohner erfreuten sich ewiger Jugend, konnten sich in die Lüfte erheben und machten ausgedehnte Reisen auf dem Rücken eines Kranichs. Doch wie Adam und Eva in der christlichen Paradiesgeschichte, waren die Bewohner dieser heiligen Inseln noch nicht zufrieden. Da Ihre Inseln auf dem Wasser schwammen, der Natur ausgeliefert,  und dadurch eine Verständigung unter den 5 Inseln nicht möglich war beklagten sie sich bei ihrer Obrigkeit und verlangten nach einer festen Stütze. Die oberste Gottheit des alten Chinas war verständnisvoller als die Obrigkeit  Mesopotamiens; anstatt die Unsterblichen von den Inseln zu vertreiben, sandte er dienstfertig eine Flotte von Riesenschildkröten aus, um die Inseln auf ihren Rücken fest zu halten.
Es wurden während der Han - Zeit 206 v.Chr. – 220 n.Chr. verschiedene kaiserliche Expeditionen ausgesandt, um diese Inseln zu finden, doch stets ohne Erfolg. Schliesslich kam der Han-Kaiser Wu auf eine Idee: Wenn er auf seinem Grund und Boden eine idealisierte Landschaft, den heiligen Inseln nachempfunden, errichtet, würden die Unsterblichen auf dem Rücken eines Kranichs ihre Inseln im Meer verlassen und seinen Park bewohnen. Und dabei das Geheimnis des ewigen Lebens mitbringen. Um den Unsterblichen noch mehr Anreiz zu bieten, stattete er diese ersten Landschaftsgärten mit verschiedenen Felsen und Kiefern aus,  Schildkröten und Kraniche symbolisierend. Darstellungen die später in den japanischen Gärten als Symbole der Langlebigkeit wiederkehren werden. Die zu jenen mystischen Inseln fahrenden Schiffe wurden mit Steinen in der Form eines Schiffes veranschaulicht und zwischen Ufer und Insel platziert.
Die Unsterblichen zeigten sich nicht, doch die Entwicklung des chinesischen Landschaftsgartens hat ihren Anfang gefunden. Während den folgenden sechs Dynastien 220 -589 n. Chr. begannen chinesische Gärten die Anschauung der neuen Religion des Buddhismus widerzuspiegeln. Das Interesse an der Gartenkunst nahm zu, als Dichter und Philosophen um der religiösen und künstlerischen Inspiration Willen immer mehr der Natur zuwandte. Ihre Ehrfurcht galt der freien, ungebändigten Natur, und wenn diese in Form eines Gartens gezähmt wurde, so soll  doch das Gefühl der Freiheit und Natürlichkeit darin so weit wie möglich bewahrt bleiben.

Uhrsprung japanischer Gartenkunst

Bei den ersten gartenähnlichen Gestaltungen handelt es sich um gerodete Waldlichtungen, abgegrenzt und bedeckt mit weissem Kies. Weisser Kies galt als rein und wurde angelegt um die Naturgötter zu empfangen. Die ersten „Gärten“ wurden von Menschen angelegt, die ihren Lebensunterhalt der Natur abringen mussten. Die Abrodung des Uhrwaldes diente zur Beschaffung von Ackerland und zur Holzgewinnung. Um das Abholzen von Bäumen zu rechtfertigen, bauten Sie immer zuerst ein Wohnhaus für die Götter, in Form eines Getreidespeichers. Wurde doch in Diesem das Saatgut für das nächste Jahr aufbewahrt.  Heute erinnern noch alte Shinto-Heiligtümer an diese Kornspeicher. Die frühste Phase der japanischen Gartenentwicklung ist kaum durch heute existierende Gartenanlagen oder Teile davon zu dokumentieren. Die damals angelegten Anlagen sind nahezu restlos verschwunden.                 
Als die Anhänger des naturreligiösen Shinto-Kults die fortgeschrittene Zivilisation Chinas kennenlernte, mag ihnen die Verwandtschaft zwischen dem Naturgefühl der chinesischen Taoisten und ihrem eigenen Glauben bewusst geworden sein. Es wäre den Japanern nie in den Sinn gekommen eine gezähmte Natur zu gestalten, doch scheint die neue Idee des Landschaftsgartens zu gefallen. Die Ersten Gartenanlagen werden als shintoistische Götterteich dokumentiert, als von Wasser umgebene, kaiserliche Grabhügel. Früh fing man an innerhalb von Schrein-und Palastanlagen sogenannte Götterteiche zu schaffen. Diese dienten als Ausdruck der Verehrung shintoistischer göttlicher Anwesenheit. In solchen Teichgärten kommt auch die Gewissheit der Japaner zum Ausdruck; vom Kontinent her das Meer überquert zu haben um auf Inseln zu leben. Auch die Sage von den heiligen 5 Inseln der Unsterblichkeit, hat sich von China her kommend im frühen Japan verbreitet. Hier wird bereits das Konzept des Teichgartens vorgeprägt, das sich bis heute erhalten hat. In der Asuka- Periode 552-710 n.Chr. kommt über China der Buddhismus und Feng-shui nach Japan. Auch die Beziehungen zu China werden gefördert und diese Kultur bestimmt auch die Entwicklung des Landschaftsgartens zusehends.
Aus dem Jahre 612 wird die Geschichte eines unansehnlichen Mannes erzählt der aus Korea kommend, die Gabe habe Landschaften zu formen. Als in Nara eine Nachbildung der chinesischen Hauptstadt errichtet wurde, versäumten es die japanischen Architekten nicht, rings um den kaiserlichen Palast eine Reihe von Landschaftsgärten nach chinesischen Tuschmalereien anzulegen. Es entstanden die ersten Palastgärten. Sobald die Regierung in die neue Hauptstadt Heian-Kyo (Kyoto) übersiedelte, wurde die japanische Aristokratie von einer verzehrenden Leidenschaft für alles chinesische ergriffen. In den neu angelegten Landschaftsgärten feierte man grosse Feste, gesellschaftlicher und kultureller Art. Der Adel verbrachte den grössten Teil des Jahres im Garten. Die Gärten wurden jahreszeitlich bedingt verwandelt, und das Geschehen von Veranden oder Booten aus betrachte. Diese Gärten hatten nun immer eine nahen Verwandte die Kaligraphie. In unzähligen Landschaftsmalereien wurde das Geschehen aus dieser Zeit festgehalten
Nachdem die Beziehungen mit China zu Beginn des 10. Jahrhunderts abgerissen waren, begann der japanische Garten eine eigene Entwicklung. Mit dem Aufkommen des ZEN-Buddhismus entwickelte sich ein neues Verständnis zwischen Garten und Religion. Die frivole Vielfarbigkeit des „Heian-Vergnügungsparks“ war endgültig ein Teil der Vergangenheit. Die Gärten wurden  immer mehr zu Symbolen religiöser Vorstellungen. Zu dieser Zeit entstanden aus den Überresten der Palst- u. Landschaftsgärten die Paradiesgärten. Diese entstanden aus einer Paradiesvorstellung des Amida-Buddha.   Dieser herrscht über das Reine Land im Westen. Das Land der seligen, wo die Geister der Erleuchteten in das Licht eingehen und so dem Kreislauf der Wiedergeburt entrinnen. Das Reine Land im Westen wurde mit einer Insel im Teich symbolisiert, zu dieser eine Brücke führt über diese das Paradies für jeden erreichbar war. Es wurden zunehmend dekorative Elemente aus den Gärten verbannt. Seltsamer weise wahren es jedoch chinesische Tuschmalereien die schliesslich den grössten Einfluss auf die Landschaftsgärten des ZEN ausübten, denn diese drückten am vollendetsten das Gefühl aus, das japanische ZEN-Mönche der Natur entgegen brachten. Da viele dieser Gärten so angelegt waren das sie von einem Punkt aus betrachtet wurden, verschmolzen Diese zu einem Landschaftsgemälde, dessen Material der Natur entnommen wurde. Wie auf den Landschaftsmalereien wurde zunehmend mit der perspektivischen Anordnung der Gärten gearbeitet. Sie lehrten: Im vorderen Teil des Gartens grosse Bäume mit hellen Blättern zu pflanzen. Im hinteren Teil kleine Pflanzen mit dunklem, kleinem Laub. Grosse Steine im Vordergrund, kleine im Hintergrund. Pfade nach hinten immer schmaler werden lassen, und bestreuten die Wege mit nach hinten kleiner werdenden Steinen. Weite Flächen werden frei gelassen und was von zentraler Bedeutung ist, der landschaftliche Hintergrund wird in die Komposition einbezogen. Alle Blumen werden aus den Gärten verbannt, Blumen werden neu in Vasen arangiert und werden als Ikebana zu einer Hautlehre des ZEN. Alles auf ein Minimum reduziert, auch den eingeschränkten Platzverhältnissen vorzüglich angepasst. In Japan betrachtet man die menschliche Behausung als eine Ausweitung des Gartens, während der Garten in China ein Gegengewicht zum häuslichen Leben darstellt, einen Platz frei von Verpflichtungen der Gesellschaft. Chinesische Gärten waren zum wandeln gedacht, denn sie wollten in ihren Gärten Teilhaben an der Natur, und sie nicht nur von aussen bewundern, wie die Japaner. Vor allem die ZEN-Gärten Japans wirken am besten, wenn diese nicht betreten werden, da der Mensch die Perspektive auflöst. Erst später entwickelte sich in Japan ein Wandelgarten im Zusammenhang mit der Teezeremonie.

Mauern in einem chinesischen Garten hatten den Sinn, Aussenstehende mit dem Tun im Inneren der Mauern nicht zu Stören. In Japan dienten Mauern dazu die weltlichen Sorgen abzulegen und einen begrenzten Innenraum zu betreten. Diese Räume dienten oft als Meditationshilfen ohne diesen Zustand mit Blicken nach draussen aufzulösen. Auf ein absolutes Minimum reduziert erfahren wir unseren inneren Reichtum. Auch in unserer hecktischen Zeit ist es eine Möglichkeit diese Philosophie in unseren Gärten eizusetzen um neue Werte zu entdecken. Das Leben in einem befriedeten Raum wirkt beruhigend, löst Geborgenheit und Zufriedenheit aus.
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